21.09.2015

Manichäismus und Anthroposophie

 

Neben den Verbindungen anthroposophischer Geisteswissenschaft mit der rosenkreuzerischen Spiritualität vergangener Jahrhunderte, die schon vielfältig thematisiert wurden, gewinnt innerhalb der anthroposophischen Öffentlichkeit die Frage nach deren Verhältnis zur manichäischen Geistesströmung seit einigen Jahren vermehrt an Interesse. Angesichts des in der Welt unübersehbaren, stetig anwachsenden Wirkens von Ungutem, Schlechtem, findet das Wort Christian Morgensterns „Liebt das Böse – gut!“[1] zunehmend Aufmerksamkeit. Die häufig anzutreffende Auffassung, das so gefaßte Motiv gehe ursprünglich auf Mani selbst oder die Manichäer zurück, stützt sich vermutlich auf bestimmte Ausführungen Rudolf Steiners über den Manichäismus, auf die wir unten zurückkommen. Mit der Meinung, das besagte Motiv sei manichäisch, geht die Idee einher, das Böse, Finstere wäre lediglich der mit dem Guten, Lichten notwendig verbundene Schatten. Diesem Schatten des Guten dürfe nicht mit Negation und Gewalt, ihm solle vielmehr mit Milde, mit Liebe und Güte begegnet werden.[2] Daß diese Haltung aber, in der sich der urchristliche Auftrag der Feindesliebe (Mt 5,44) zu spiegeln scheint, insbesondere den Manichäismus auszeichnen soll, wirft eine nicht unbedeutende Frage auf, denn diese Sicht deckt sich nicht mit dem, was die religionsgeschichtlichen Quellen dazu mitteilen. Ist diese Idee, statt sie auf den historischen Manichäismus zurückführen zu wollen, nicht viel eher als Hinweis darauf zu verstehen, daß Steiner, wenn er von „Manichäismus“ spricht, ein Neues, Zukünftiges meint, für das, wenn auch anknüpfend an Gewesenes, in unserer Zeit erste Impulse gegeben werden sollen? – Wäre dem so, dann dürfte Anthroposophie allerdings nicht an traditionell-manichäischen Ausformungen gemessen werden. Dennoch, was geben – vergleichsweise – die historischen Quellen in dieser Frage?

 

Der manichäische Mythos

 

Um das überlieferte Verhältnis des Manichäismus zum Bösen zu verstehen, soll hier dessen Schöpfungsmythos – in starker Verkürzung – nachgezeichnet werden.[3] Dem Stifter dieses synkretistischen Religionssystems Mani (216-276) zufolge stehen sich von allem Anbeginn an das Reich des Lichts und das der Finsternis, der Vater der Größe und der König der Finsternis gegenüber. Das Reich des letzteren quält sich in einem unablässigen Kampf mit sich selbst. Da erblickt der dunkle Fürst weit über sich die Herrlichkeit des Lichtreichs, und er begehrt, es sich einzuverleiben, was ihm jedoch auch mit der Hilfe seiner Heere nicht gelingt. Der Vater der Größe läßt daraufhin aus sich die Mutter der Lebendigen und aus ihr wieder den Ersten Menschen hervorgehen, um in dessen Gestalt herabzusteigen und mit der Finsternis zu kämpfen, damit sie von ihren Anfällen gegen das Licht ablasse. Der Erste Mensch wird aus den fünf Elementen des Vaters – Nous, Denken, Einsicht, Gedanke und Überlegung – mit einer Rüstung, der Lebendigen Seele, versehen, die die Form der fünf Elemente der Lichterde – Luft, Licht, Wind, Wasser und Feuer – annimmt. Nachdem der Erste Mensch im Kampf mit dem Fürsten der Finsternis unterliegt und selbst zwar durch den Ruf des Lebendigen Geistes erlöst wird und in das Reich des Vaters der Größe zurückgelangt, bleibt doch seine aus den Lichtelementen des Vaters der Größe gewobene Umkleidung, die Lebendige Seele, im Reich der Finsternis zurück. Der dunkle Fürst verschlingt sie gierig, und so kommt es zu einer heillosen Vermischung von Licht und Finsternis. Von nun an geht es im weiteren Weltprozeß nur noch um die Rückgewinnung der in der Finsternis gefangenen Lichtteile, um die letztliche Erlangung eines Endzustandes, in dem Licht und Finsternis wieder vollständig getrennt sein werden. Dazu treten – in einer Welt geschiedener Himmel und Erden – der Dritte Gesandte sowie Jesus der Glanz auf, die auf Sonne und Mond als bereits zurückgeläuterten Lichtorten Wohnung nehmen. Sie reizen die Archonten der unteren Welt zur Hervorbringung von Pflanzen, Tieren und Dämonen, die letzteren angeführt von einem Herrscherpaar, das sich vereinigt und so Adam und Eva erzeugt. Die von diesen beiden abstammenden Menschen nun mißhandeln und quälen durch ihren Handel und Wandel auf Erden die hier gefangenen Lichtteile aus der ursprünglichen Lichtkleidung des Ersten Menschen, der Lebendigen Seele. Und doch, einzig durch das Menschengeschlecht ist es dem Dritten Gesandten möglich, die im gesamten Kosmos eingefangenen Lichtteile – mittels Erkenntnis (Gnosis) und strenger Askese – wieder auszuläutern. Die durch die Bemühungen der Asketen befreiten Lichtteile werden nun von Jesus dem Glanz und dem Dritten Gesandten in der Säule der Herrlichkeit, über die Stationen von Mond und Sonne, zum Paradies emporgeleitet. – Wenn einmal sämtliche Lichtteile aus der Welt ausgeläutert sein werden, wird es zu einem über tausendjährigen Weltbrand kommen, der gegenüber dem in all seiner Herrlichkeit wieder hergestellten Lichtreich des Vaters der Größe die Finsternis in einem zusammengeballten, zusammengeschmolzenen Klumpen, dem globus horribilis, zurücklassen wird, in welchem auch besonders sündige Seelen für immer verbleiben müssen und von dem nie wieder ein Angriff gegen das Licht wird ausgehen können.

Der unverkennbare iranische Einschlag, der sich bei Mani mit den christlichen und buddhistischen Elementen seiner Lehre verbindet, findet seinen Ausdruck auch in den Namen der wichtigsten Gestalten des Mythos, wie mittelpersische Texte sie wiedergeben. Da heißt der Vater der Größe „Zurwân“, das Böse, das ihm entgegensteht, „Âz“ (die Gier), der Erste Mensch trägt den Namen „Ohrmizd“, die Konkretisierung des Finsteren, mit der er den Kampf aufnimmt, „Ahrmên“. Gegenüber dem urpersischen Impuls jedoch, der sich Steiner zufolge der Bearbeitung und Kultivierung des dunklen Erdreichs widmete, setzt Mani mit seiner Betonung der Askese eine andere Gewichtung. So spricht Mani: „Denn die Welt liebt die Finsternis, sie haßt aber das Licht. Denn ihre Werke sind böse“ und weiter: „Ich habe das Licht von der Finsternis getrennt und habe das Leben vom Tode geschieden, das Gute vom Bösen, den Gerechten vom Sünder.“[4]  Die Hierarchie der manichäischen Kirche von einfachen Katechumenen (Hörern) und weiß gekleideten Electi (Erwählten) mit ihren Gliederungen nach Presbytern, Bischöfen und dem Zwölferkreis der Lehrer ist vor allem eine Hierarchie dem Grade nach, in welchem der einzelne Manichäer aktiv an dem asketischen Prozeß der Ausläuterung der Lichtteile partizipierte. Die Electi durften gegen den in der Materie leidenden Jesus, Jesus patabilis, als den sie, symbolisiert im Lichtkreuz, die gefangenen Lichtteile ansahen, in keiner Weise mehr sündigen.[5] Das bedeutete, sie durften beispielsweise nicht die Erde mit dem Pflug verletzen, kein Getreide ernten und kein Brot backen, weil der Mensch durch solcherlei Arbeit dem in der Materie ohnehin leidenden Licht des Jesus patabilis nur noch weitere Qualen zufügt. Sie pflegten die Übung des „Ruhens der Hände“. So ließen die Electi sich die Speisen von den Katechumenen zubereiten. Und indem die Reinen im kultischen Mahl mit der Speise die Lichtteile in sich aufnahmen, vermochten sie diese zu befreien. Den Katechumenen aber, da sie durch ihre Arbeit nicht anders konnten als zu sündigen, blieb nur, auf eine spätere Inkarnation als einer der Erwählten zu hoffen. Der hl. Augustinus, der in jungen Jahren selbst der Gruppe der manichäischen Katechumenen angehört hatte und den Manichäismus später hart bekämpfte, empörte sich über die hierin sich ihm zeigende asketische Arroganz. So läßt er die Electi sprechen: „Ja, wir, die wir vom Glauben Manis erleuchtet sind, wir reinigen durch unsere Gebete und Gesänge als Electi das Leben (=Licht), das hier im Brote ist, und schicken es zu den Schätzen des Himmels.“ Und sein Urteil: „Die Electi sind also derart, daß sie nicht von Gott zu Erlösende, sondern Erlöser Gottes sind. Auch Christus selbst, sagen sie, ist gekreuzigt im ganzen Kosmos.“[6] Christus wird hier als Jesus patabilis, das leidende Licht, verstanden. – Aus manichäischer Sicht ist dabei allerdings zu ergänzen, daß Christus bisweilen auch als der Licht-Nous gesehen wird, als diejenige Dynamik im Kampf mit der Hyle, dank derer der Dritte Gesandte und Jesus der Glanz in der Säule der Herrlichkeit die Lichtteile zum Paradies emporzuleiten vermögen. Dennoch, auch aus den manichäischen Überlieferungen über Leiden, Tod und Auferstehung des – mit einem Scheinleib versehenen – Jesus Christus[7] wird nicht ohne weiteres ersichtlich, welche Bedeutung dem Kreuzestod Christi im manichäischen Heilsgeschehen zukommt. Für den einzelnen Manichäer ist der Licht-Nous nämlich vor allem wiederum durch Mani selbst wirksam, der als der Paraklet und in der östlichen Mission auch als Buddha Maitreya angesehen und verehrt wird.

Der Konflikt des Manichäismus mit dem geschichtlichen Christentum liegt zu einem guten Teil gewiß in der ambivalenten Stellung begründet, die sowohl der Gott des Alten Testaments, als auch der Christus des Neuen Testaments im manichäischen System einnehmen. Wie uns in den neu-manichäischen Bewegungen der Bogumilen und Katharer die Ablehnung Jahve Sabaoths, des Gottes Mose, als einer finsteren, satanischen Macht begegnet, so entspricht es auch Darstellungen des ursprünglichen Manichäismus in der christlichen Apologetik: „Und weiter sagt er (Mani), der bei euch (den Juden und Christen) geehrte Name Sabaoth sei die Natur des Menschen und der Vater der Begierde; und deshalb beten Einfältige die Begierde an, weil sie sie für Gott halten.“[8] Und der hl. Augustinus folgt dieser Spur mit Blick auf einen besonderen Aspekt des manichäischen Christus-Verständnisses: „Sie behaupten aber, es sei Christus gewesen, von dem unsere Schrift die Bezeichnung Schlange gebraucht. Von ihm, sagen sie, seien sie erleuchtet, um die Augen der Erkenntnis öffnen und Gut und Böse unterscheiden zu können, wie auch in neuerer Zeit Christus zur Befreiung der Seelen und nicht der Körper gekommen sei.“[9]  Hier treffen wir auf ein Verständnis des Sündenfalls, ähnlich dem, wie Rudolf Steiner ihn mit Luzifer im Zentrum charakterisiert.[10] Könnte man in diesem Sinne also – aus der Sicht des hl. Augustinus – von einer„luziferischen“ Sicht der Manichäer auf Christus sprechen?

 

Rudolf Steiner über den Manichäismus

 

Wenden wir uns der Darstellung des Manichäismus bei Steiner zu, so ist zuerst festzuhalten, daß der Begründer der anthroposophischen Geisteswissenschaft davon ausgeht, daß der hl. Augustinus, dem es ja nicht vergönnt ist, vom Rang eines Hörers der Manichäer in den eines Erwählten aufzusteigen, Wesentliches an der Lehre des Mani nicht genügend tief versteht, da diese Lehre nicht abstrakte, sondern wirklichkeitgemäße Begriffe bietet, die Augustinus, da er zu wenig geistig ist, wohl nicht zu fassen weiß. Allerdings muß Steiner im Kreise der Mitglieder der Anthroposophischen Gesellschaft 1917 über die manichäische Lehre ebenfalls betonen, daß „… deren letztes Wort auszusprechen, heute leider noch nicht möglich ist, auch in unserem Kreise noch nicht möglich ist heute.“ Und: „… über die letzten Ziele des Manichäismus zu sprechen, geht ja heute noch nicht an.“[11] Auch hier liegt ein Hinweis auf das ganz Zukünftige des Manichäischen, wie Steiner es versteht. – Das berühmte Streitgespräch des hl. Augustinus mit dem Manichäer Faustus offenbart nun in der Frage nach dem Umgang mit dem Bösen eine Dualität, die Steiner zufolge bis in die Neuzeit hinein fortlebt. So verjagt Martin Luther, in welchem das Augustinische sich fortsetzt, das sich ihm zeigende Böse, den Teufel, der ihm erscheint, mit dem Tintenfaß, während Dr. Johannes Faust, dessen Geschichte Goethe aufgriff, ein Bündnis mit dem Bösen eingeht. Steiner deutet, in einem frühen Vortrag, Mani und der Manichäismus, zunächst den oben nachgezeichneten manichäischen Mythos dahin, daß in dem Abstieg des Urmenschen das Motiv verborgen liegt, daß „… von seiten des Lichtreiches das Reich der Finsternis überwunden werden soll nicht durch Strafe, sondern durch Milde; nicht durch Widerstreben dem Bösen, sondern durch Vermischung mit dem Bösen, um das Böse als solches zu erlösen. Dadurch, daß ein Teil des Lichtes hineingeht in das Böse, wird das Böse selbst überwunden.“[12] Und dann wendet er dieses Verständnis unmittelbar auf Faust und dessen Pakt mit Mephistopheles an: „Und … (wir haben) … das Bündnis des Faust mit dem Bösen. Es wird von dem Lichtreich der Funke nach dem Reich der Finsternis gesandt, um eindringend in die Finsternis, die Finsternis durch sich selbst zu erlösen, durch Milde das Böse zu überwinden.“[13]

Ohne die Frage nach der Schuld des Faust bei Goethe zu stellen, der immerhin den Tod des Kindes und Gretchens, sowie den des trauten Paares Philemon und Baucis zu verantworten hat, eröffnet Steiner hier aus seinem Verständnis des Zusammenwirkens von Gut und Böse den Blick auf den Manichäismus in seiner Bedeutung für die Zukunft der Menschheit. Gut und Böse wirken zusammen wie Leben und Form. Indem das notwendig in eine jeweilige Form gefaßte Leben diese Form einmal wieder überwindet, auflöst, zerstört und aus ihr eine zuvor im Stillen schon vorbereitete neue Form gebiert, wird das kontinuierliche Weiterfließen des – guten – Lebens durch die Reihe der Formen, von Form zu Form gewährleistet. Will aber die Form sich in der Erstarrung erhalten und alles Leben fest umklammern, so wird sie zum lebensfeindlichen – bösen – Prinzip, zum Prinzip des Todes. In demselben Sinne bereitet die manichäische Strömung des Lebens, die nicht absterben wird, obwohl sie von dem augustinischen Prinzip der Form (als der römischen Kirche) dauernd bekämpft wird, seit der Begründung des Christentums die Form oder den Bau einer fernen Zukunft (der sechsten Wurzelrasse) vor, in der „… das Christentum erst in seiner vollen Gestalt zum Ausdruck kommen“ wird.[14] Im Vergleich mit dem für unsere fünfte Kulturepoche gültigen Rosenkreuzertum heißt es dann bei Rudolf Steiner von daher: „Eine über das Rosenkreuzertum hinausgreifende Strömung des Geistes will Mani schaffen, eine Strömung, die weitergeht als die Strömung der Rosenkreuzer.“[15] Einige Jahre später nennt Rudolf Steiner den Manichäismus auch „… die tiefste aller okkulten Weltenströmungen“, und sagt er über dessen Begründer: Mani „… ist jene hohe Individualität, die immer und immer wieder auf der Erde verkörpert ist, die der leitende Geist ist derer, die zur Bekehrung des Bösen da sind.“[16] Die Liebe- und Mildekraft, die diese manichäische Strömung immer stärker – bis zu einer Genialität an Liebe und Güte – ausbilden soll, wird in Zukunft immer notwendiger werden, da andererseits das Böse bis in die Zeit der sechsten Wurzelrasse hinein zu einer solchen geistigen Form werden wird, die unverhüllt und mit dämonischer Kraft auftreten wird. Das Verwandeln  und Erlösen des Bösen jedoch wird dann an eine Grenze stoßen. Steiner sagt: „Die sechste Wurzelrasse wird die Aufgabe haben, das Böse durch die Milde so weit als möglich wieder einzubeziehen in den fortlaufenden Strom der Entwickelung.“[17] – So weit als möglich. Es gibt aber auch das rein Böse: „Dieses rein Böse muß herausgeworfen werden aus dem Strom der Weltentwickelung wie eine Schlacke. Es wird herausgestoßen werden in die achte Sphäre.“[18] An dieser Stelle nun nähert sich die Sicht Steiners wieder der ursprünglichen manichäischen Darstellung an, derzufolge die Finsternis, wie wir oben sahen, am Ende des Weltprozesses abgeschieden vom Lichtreich in den globus horribilis eingefangen sein wird, und die bösesten Seelen mit ihr. So ist das Böse also doch nicht nur eine relative Größe, sondern es offenbart auch eine absolute Dimension.

 

Manichäische Geistesströmung und kultesoterische Tempellegende

 

Die übergreifende Strömung des Mani umfaßt nach Steiner eine Reihe geschichtlich aufgetretener Gemeinschaften, so die Tempelritter, Rosenkreuzer, Albigenser und Katharer. Der Konflikt aber, in welchem sie als die Lebensströmung mit dem Formprinzip steht, reicht weit in die Neuzeit herein, und zwar insbesondere in der Gestalt des Konfliktes zwischen Freimaurerei (für die manichäische Lebensströmung) und Jesuitismus (für das augustinische Formprinzip). – Spricht Steiner hier von Freimaurerei, so ist zu bedenken, daß er die zu seiner Zeit bestehenden Systeme als mehr oder weniger leere Hülsen ansieht, deren Inhalt durch die moderne Geisteswissenschaft neu zu geben sei. Auch der oben referierte Vortrag über Manichäismus steht im Zeichen einer solchen Erneuerung des Inhaltes von Freimaurerei, wie sie dann in die Begründung der erkenntniskultischen Arbeit Steiners, in der in mehreren Graden arbeitenden maurerischen Loge „Mystica aeterna“ oder später „Misraim-Dienst“, einmündet. Für diesen Erkenntniskultus aber, der bis 1914 bearbeitet wird, wie auch für die Symbolik des freimaurerischen Meistergrades im allgemeinen, ist die Legende vom Bau des Salomonischen Tempels von zentraler Bedeutung. – Indem wir hier nun Steiner folgen, und in den Fragenkreis dieser Tempellegende eintreten, geschieht dies in dem Bewußtsein, daß wir uns damit von der manichäischen Haltung des „Ruhens der Hände“, die in der Arbeit an der Erde nichts Wertvolles sehen kann, scheinbar sehr entfernen. Denn wie in der überlieferten Freimaurerei, so geht es auch in der durch Rudolf Steiner erneuerten freimaurerischen Symbolik, die ja gleichwohl Ausdruck der manichäischen Strömung des Geistes ist, um gestalterische Arbeit in der uns umgebenden Welt, gleichsam um den Bau am Menschheitstempel. – Wir hoffen dennoch, im weiteren Verlauf dieser Betrachtung einen Beitrag zu geben, mit Hilfe dessen das zunächst nur schwer Vereinbare aufeinander hin verständlicher werden kann. Doch zunächst ein kurzer Blick auf einige der Grundzüge der Tempellegende, wie Rudolf Steiner sie gibt.

Salomo, überaus reich an weltlichen und vor allem geistigen Gütern – seine Weisheit wird zu seinen Lebzeiten schon über die Grenzen aller Länder hin gerühmt –, ist aus eigenen Kräften heraus nicht fähig, den Bau des Jerusalemer Tempels zu errichten. Aus diesem Grund verbindet er sich, wegen dessen bedeutenden Fertigkeiten im Umgang mit den irdischen Gesetzmäßigkeiten, mit dem phönizischen Baumeister Hiram Abiff aus Tyrus. Salomo und Hiram aber sind Vertreter zweier grundverschiedener Geschlechter. Während Salomo von den Nachkommen Seths abstammt, des Sohnes Adams und Evas, der an die Stelle Abels tritt, gehört Hiram Abiff dem Geschlecht der Kainssöhne an. Und vor allem diese Herkunftsfragen sind im Rahmen unserer Betrachtung von Interesse, denn die Dualität von Kainiten und Abeliten bestimmt die ganze Dynamik und Dramatik der Tempellegende. Mit Blick auf all das, was es mit dem Tempelbau selbst und den damit sich anbahnenden Komplikationen auf sich hat, sei dem Leser die Quellenlektüre (s.u.) empfohlen. – Abweichend vom biblischen Bericht (Gen 4,1.2) sind nun, der Tempellegende zufolge, auch Abel und Seth nicht von derselben Herkunft wie Kain. Dieser hat, als der Ältere, Eva zwar zur Mutter, Adam aber nicht zum Vater, sondern „einen der Lichtgeister oder Elohim“. Abel und Seth hingegen sind Söhne aus der Verbindung von Adam und Eva. In einem Text von der Hand Rudolf Steiners, bestimmt für den ersten Grad der erkenntniskultischen Loge „Mystica aeterna“ heißt es in diesem Sinne: „Im Beginne der Erdenentwickelung stieg einer der Lichtgeister oder Elohim aus dem Sonnenbereich in den Erdenbereich und verband sich mit Eva, der Urmutter des Lebendigen. Aus dieser Verbindung entstand Kain, der erste der Erdenmenschen. Darauf bildete ein anderer aus der Reihe der Elohim, Jahve oder Jehova, den Adam; und aus der Verbindung des Adam mit Eva entstand Abel, des Kain Stiefbruder.“[19] Kain gilt in diesem Kontext als Urtypus des wesensmäßig dem Feuer verwandten, selbststrebenden Menschen, Abel hingegen und – nach dessen Tötung durch Kain – Seth verkörpern den Urtypus des vom Wesen her dem Wasser verwandten, auf Offenbarung vertrauenden Menschen. Hiram Abiff repräsentiert den ersten Typus, Salomo, der in der Tempellegende in einem sehr zweifelhaften Licht erscheint, den zweiten.

Soviel zu der Ausgangssituation der Tempellegende. Was sie nun in ihrer vielschichtigen, hier nicht eigens zu behandelnden Symbolik für die Zukunft der Menschheit zum Ausdruck bringen soll, knüpft unmittelbar an die gekennzeichneten Anfänge an. Denn die letzten Worte in der bereits angeführten Fassung der Legende lauten: „Es muß … eine solche Entwickelung der menschlichen Erdenkräfte stattfinden, daß in der Seele der ursprüngliche Zustand wieder hergestellt wird, der in Kain vor dem Brudermorde vorhanden war. Es können sich nicht die traumhaften Seelenkräfte der Kinder Abel-Seths gegen die Erdenkräfte halten, sondern nur die zur vollen realen Ich-Entwickelung kommenden Nachkommen Kains.“[20] – Spielt die Dualität von Kainiten und Abeliten auch heute noch eine Rolle, so müßte gefragt werden, ob nicht aus der Perspektive der Tempellegende die Nachkommen Adams, und damit des Eloha Jahve, im Vergleich mit den Kainiten als Menschen von geringerem Wert erscheinen. Wie es auch sei – Kain war der Sohn des Lichtgeistes und Evas, der Urmutter des Lebendigen. Was aber hat es mit der Verbindung Evas mit dem Lichtgeist auf sich? Eva erscheint nicht – wie Adam – als Geschöpf Jahves, vielmehr versetzt die Benennung „Urmutter des Lebendigen“ sie in eine Sphäre der Nähe zur vorweltlichen Mutter der Lebendigen, die im manichäischen Mythos unmittelbar aus dem Vater der Größe hervorgeht.[21] Demnach nimmt sie in der Ordnung der Wesen einen höheren Rang als Adam ein, der nur ein Geschöpf Jahves ist. Wie Eva, so weist auch der Lichtgeist, der den Kain zeugt, bei näherem Hinsehen einen klaren Bezug zu der manichäischen Geistesströmung auf, die, wie wir bei Rudolf Steiner sahen, das Verhältnis von Gut und Böse nach dem Muster des Zusammenwirkens von Leben und Form zu gestalten weiß.

Steiner charakterisiert in dieser Frage die Beziehung zwischen Jahve (Jehova) und dem Lichtgeist, der sich mit Eva verbindet (hier der „andere Elohim“) mit den folgenden, zum Teil geheimnisvollen Worten: „Jehova nennt man auch den Gott der Form, den Gott, der das Lebendige zur lebendigen Macht geschaffen hat im Gegensatz zu dem anderen Elohim, der schafft, um aus dem Leblosen das Lebendige hervorzuzaubern. Wem gehört die Zukunft? – das ist die große Frage der Tempellegende. Würden sich die Menschen nach der Jehova-Religion entwickeln, so würde alles Leben in der Form ersterben. Man nennt das in der okkulten Wissenschaft den Übergang in die achte Sphäre.“ Dieser begegneten wir ebenfalls bereits bei der Besprechung der manichäischen Geistesströmung; weiter heißt es: „Jetzt aber ist der Zeitpunkt gekommen, daß der Mensch selbst das Tote zum Leben erwecken muß. Das geschieht durch die Kainssöhne, durch diejenigen, welche … selbst in Formen schaffen. Die Kainssöhne formen selbst am Bau der Welt.“[22] Offenbar stimmt der hier ausgedrückte Antagonismus zwischen dem „anderen Elohim“ und Jehova mit demjenigen zwischen manichäischer Lebensströmung und augustinischem Formprinzip inhaltlich mehr oder weniger überein. – Wer aber ist der rätselhafte Lichtgeist? In der Zeit der Vorbereitung auf die kultesoterische Arbeit stellt Steiner an anderem Ort in ganz ähnlicher Weise Jehova und Luzifer einander gegenüber: „Wenn das Jehova-Prinzip allein gelehrt würde, so würde der Mensch der Erde verfallen.“ Und ein wenig weiter: „Das Prinzip, welches die Erde zur Geistigkeit heraufführt, ist Luzifer.“[23]  Ergänzt wird allerdings, Luzifer als „Mondadept“ könne dies nicht allein vollbringen, den notwendigen zweiten Anstoß gebe Christus als „Sonnenadept“. Somit liegt nahe, daß der Lichtgeist, der den Kain zeugt, Luzifer ist. Es sei hier erinnert an das Wort von den Kainssöhnen, die allein „zur vollen realen Ich-Entwickelung kommen“, um sich auf der Erde halten zu können. Damit wird der Bezug auch der folgenden Worte ersichtlich, die zu dem in den ersten Grad der Loge „Mystica aeterna“ Aufzunehmenden gesprochen werden, nachdem er sich in der „Kammer des Nachdenkens“ der Leere und Nichtigkeit seines Ich bewußt geworden ist. Der diese Worte spricht, ist Luzifer: „Du bist in dir – Du bist in deinem Seelenreich dein Herr – Du kannst dir selbst alles sein – Lerne dich erkennen – Erfühle dich – Eine Welt ist dein. – Eine Welt ganz Geist. – Eine Welt voll Wert.“[24] Dann erfolgt von Seiten „J’as“ ein Schlag. Und aus dem dazugehörigen Wortlaut für die „Kammer des Nachdenkens“ geht hervor, mit welcher Aufgabe des Initianden diese Worte Luzifers zusammenhängen: „Ein festgeschlossenes Ich mußt du sein.“ Nun wird Zeit zum Nachdenken gelassen. Und dann heißt es: „Nach einem kräftigen Hammerschlag wirst du, wenn du bei deinem Vorsatz aufgenommen zu werden beharrst, mit einem deutlichen Ja antworten.“[25] Hier zeigt sich also mit Blick auf die Kainssöhne, welche Bedeutung eben Luzifer für ihre volle reale Ich-Entwicklung hat. Klingt dabei aus den Verhältnissen der Tempellegende etwas von dem an, was der hl. Augustinus vor Augen hatte, als er den Manichäern vorwarf, sie würden in der Schlange im Paradies den Christus erblicken?

 

Mani und Parzival

 

Hier bleiben offene Fragen, denen gegenüber man sich allerdings bewußt sein sollte, daß sowohl in der Tempellegende, als auch im Manichäismus mit seinen iranischen und buddhistischen Einflüssen eine vorchristliche Geistigkeit bestimmend ist, die erst durch die Jahrhunderte hin ihre nachhaltige „Christianisierung“ erfährt. Um das Verständnis solchen, wenn auch zumeist im Verborgenen spielenden, für die vorchristlichen Mysterienströmungen insgesamt aber gültigen Geschehens war Rudolf Steiner in den Jahrzehnten der Darlegung der anthroposophischen Geisteswissenschaft fortwährend bemüht.[26] Wie darin beispielsweise Hiram Abiff ein besonderes Verhältnis zu dem von Christus auferweckten Lazarus verkörpert, so bestehen ebenfalls Zusammenhänge um die Individualität des Mani. Steiner spricht im Rahmen der Esoterischen Schule darüber, wie verschiedene Vertreter vorchristlicher Kulturen in Auferweckungserlebnissen, die Christus ihnen zuteil werden läßt, für die Zukunft den christlichen Impuls zu einer Metamorphose dessen empfangen, was sie aus der Vergangenheit her repräsentieren. Der von Christus auferweckte Jüngling zu Nain (Lk 7,11-17) ist in diesem Sinne als Vertreter der altägyptischen Kultur zu verstehen, der sich später als der Religionsstifter Mani wieder inkarniert, um den aufgenommenen christlichen Impuls weiter zu tragen. Was er so nur erst beginnen kann, setzt sich Rudolf Steiners esoterischen Mitteilungen zufolge in einer nächsten Inkarnation fort, und zwar in der Wiederverkörperung als Parzival.[27] Und auf eine noch weitere Zukunft zielt der Vorgang. Steiner führt aus, daß das, „… was im Manichäismus enthalten war und was durchaus nicht zur vollen Entwickelung gekommen ist, aufgehen wird zum Heile der Völker des alten Orients, – vorbereitend hat diese Seele in ihrer Inkarnation als Mani gewirkt für ihre eigentliche spätere Mission: den wahren Zusammenklang aller Religionen zu bringen.“[28] Indem diese Seele als Parzival sich nun unter der Anleitung von Trevrizent und Titurel einer tiefgreifenden christlichen Einweihung unterzieht, erfährt die Essenz des Manichäismus selbst eine ebenso tiefe Umschmelzung. Es kommt zu einer christlichen Überwindung des streng asketischen, weltverneinenden Dualismus, der sich, wie wir oben fanden, so wenig verträgt mit der eine Zukunft bauenden Mission der manichäischen Geistesströmung. Diese Umschmelzung, die sich zuerst in Parzival selbst vollziehen muß, wird von Rudolf Steiner den Teilnehmern der Esoterischen Schule in einem Meditationsbild nahegebracht, das sich an die mittelalterliche Sage von Flore und Blanscheflur anlehnt. Zuerst befindet Parzival sich in einem inneren Zustand, in welchem deutlich der manichäische Dualismus nachklingt, als solcher wird er als ein „Katharer“, ein Reiner, ein Frommer bezeichnet.[29] Titurel führt ihm das Bild einer wunderschönen weißen Lilie vor das geistige Auge, in deren Betrachtung er versinkt, bis er hinter sich die Stimme Blanscheflurs vernimmt, die ihm sagt: „Das bist du!“ – Die Lilie strömt jedoch einen unguten Duft aus, in dem Parzival all das erkennt, was er durch Askese und Katharsis aus sich herausgesetzt hat und was ihn jetzt umschwebt. Er lernt, das alles wieder in sich hineinzunehmen, um es umzuwandeln in den reinen heiligen Duft der Rose. So sieht er: Statt der Lilie „… erschien das schwarze Kreuz, aus dem die Rosen sproßten. Und wieder hörte er hinter sich eine Stimme, die Stimme von Flore, dessen Symbol die rote, in sich gekräftigte Rose war: ‚Das werde du!‘“[30] Parzival gelangt nun durch die Meditation dieses Bildgeschehens tief hinein in den inneren Raum des christlichen, trinitarischen Mysteriums. In diesem intimen, esoterischen Geschehen ist im Sinne Steiners sicherlich einer der entscheidenden Umschlagspunkte zu sehen, von dem aus die manichäische Strömung jene in der Welt wirken wollenden, Zukunft erbauenden und das Böse aufnehmenden Bewegungen in sich zu integrieren vermochte, von denen oben die Rede war.

 

Luzifers Krone

 

Der phönizische Baumeister und Erzschmied Hiram Abiff stammt aus Tyrus, aus dem Reich des Königs Hiram von Tyrus, der Salomo, den König von Juda im Vorhaben des Tempelbaus großzügig unterstützt. Das Alte Testament weiß aber auch von dem Wort Jahves, das an einen König von Tyrus ergeht: „Du warst ein Muster der Vollendung, voll der Weisheit und vollendet schön. In Eden, dem Gottesgarten warst du, Edelsteine aller Art bedeckten dich, Karneol, Topas, Jaspis, Chrysolith, Onyx, Beryll, Saphir, Karfunkel, Smaragd.“ Und: „Infolge deines ausgedehnten Handels fülltest du dein Inneres mit Bosheit, und du tatest Sünde. Da vertrieb ich dich vom Gottesberg, und der schützende Cherub trieb dich ins Verderben, heraus aus der Mitte der feurigen Steine. Hochmütig war dein Sinnen geworden ob deiner Schönheit; aber du richtetest deine Weisheit zugrunde um deiner Schönheit willen.“ (Ez 28,12.13.16). Die christliche Überlieferung bezieht dies seit Jahrhunderten auf Luzifer und spricht auch davon, daß aus der Krone Luzifers bei seinem Sturz ein Smaragd entfiel, aus welchem der Gral gefertigt wurde, der lapsit exillis Wolfram von Eschenbachs (lapis ex caelis = „Stein aus den Himmeln“?). Er soll sich in christlichen Zeiten in einem Herakles-Tempel in Tyrus befunden haben.[31] Auf die Frage „Was ist der Gral?“ sagt Rudolf Steiner: „Jener Edelstein ist in gewisser Beziehung nichts anderes als die volle Kraft des menschlichen Ich.“ Und: „Dieses Ich mußte sich hinauferziehen zu dem Christus-Prinzip, heranreifen zu dem Edelstein, der nun nicht mehr dem Luzifer gehört, der seiner Krone entfallen ist.“ Luzifer repräsentiert das Licht der vorchristlichen Mysterienweisheit, die der Mensch heute selbständig zu ergreifen fähig ist. Dieses Licht des Sternes Luzifers darf sich verbinden mit dem Kreuz Christi. „Daher müssen wir uns klar darüber sein, daß wir nicht nur die Aufgabe haben, den Stern zu begreifen wie er geleuchtet hat durch das Menschenwerden, bis dem Luzifer aus der Krone entfallen ist der Edelstein, sondern wir müssen begreifen, daß wir das aufnehmen müssen, was aus diesem Edelstein geworden ist, den heiligen Gral, daß wir verstehen müssen das Kreuz im Stern; daß wir verstehen müssen das, was als lichtvolle Weisheit geleuchtet hat in Urweltzeiten, was wir im tiefsten verehren als Weisheit der vorchristlichen Zeiten, zu denen wir wahrhaftig voller Hingebung aufblicken, und daß wir dem hinzufügen müssen das, was die Welt hat werden können durch die Mission des Kreuzes.“[32]

So zeigt sich, daß im Sinne der Anthroposophie Rudolf Steiners eine einfache Identifikation mit dem überlieferten Manichäismus nicht möglich ist. Aus der vorliegenden Betrachtung, die nur einen Ausschnitt bieten kann, ergibt sich vielmehr, daß ein sehr weites und spirituell vielschichtiges Feld erkundet werden muß, bevor sich auch nur annähernd der Zusammenhang zwischen beiden verstehen läßt. Wie auch immer – was an dem ursprünglichen Manichäismus fehlt, der zu einem Wort wie „Liebt das Böse – gut!“ noch nicht fähig ist, es hat sich mit ihm vielleicht im Gralsgeschehen gerade durch die Vereinigung von Luzifers Stern mit jener Mission des Kreuzes verbunden.

 

ã Klaus J. Bracker – 1998

Zur Zeit der Abfassung des Aufsatzes war in Deutschland die alte Rechtschreibung gültig. Seitdem wurde der Text nicht an die Neue Deutsche Rechtschreibung angepasst.


[1]   Aus: Chr. Morgenstern, Gesammelte Werke, („Brüder!“)  München 1977

[2]   Vgl. Bernard Lievegoed, Über die Rettung der Seele (mit einem Vorwort von Jelle van der Meulen), Stuttgart 1993. – Die Vorstellung Lievegoeds, die er in dieser Schrift geltend macht, Mani sei dieselbe Individualität wie die des großen Manu (Melchisedek), teilen wir nicht.

[3]   Vgl. Alexander Böhlig in: Die Gnosis – Der Manichäismus, Zürich 1995

[4]    Aus: Über den Herrn Manichaios, wie er gewandelt ist, enth. in: Kephalaia, ed. A. Böhlig, 183,10-188.29, nach A. Böhlig, op.cit.; s. Anm.3

[5]    Zu dem Jesus patabilis und dem ihn repräsentierenden Lichtkreuz vgl. besonders Hans-Joachim Klimkeit, Das Kreuzessymbol in der zentralasiatischen Religionsbegegnung, enth. in: G. Stephenson (Hg.), Leben und Tod in den Religionen – Symbol und Wirklichkeit, Darmstadt 1980; sowie H.-J. Klimkeit, Vairocana und das Lichtkreuz – Manichäische Elemente in der Kunst von Alchi (West-Tibet), enth. in: Zentralasiatische Studien 13, 1979

[6]    Aus: Augustinus, Enarratio in psalmum 140, nach A. Böhlig, op.cit.

[7]    Vgl. Vom Kommen des Apostels, enth. in: Kephalaia, ed. Polotsky, 9,11-16.31, nach A. Böhlig, op.cit.

[8]    Aus: Acta Archelai, c. VII-XIII, ed. Ch.H. Beeson, nach A. Böhlig, op.cit.

[9]    Aus. Augustinus, de haeresibus, c. 46, nach A. Böhlig, op.cit.

[10]   Vgl. z.B. R. Steiner, Grundelemente der Esoterik (25.10.1905), Dornach 1976

[11]    Aus: R. Steiner, Bausteine zu einer Erkenntnis des Mysteriums von Golgatha (19.04.1917), Dornach 1996

[12]    Aus: R. Steiner, Die Tempellegende und die Goldene Legende (11.11.1904), Dornach 1979. Hier findet sich der Ansatz bei Steiner, von dem her Christian Morgensterns Wort „Liebt das Böse – gut!“ immer wieder manichäisch verstanden wird.

[13]    Ebenda.

[14]    Ebenda.

[15]    Ebenda.

[16]    Aus: R. Steiner, Die Apokalypse des Johannes (25.06.1908), Dornach 1985

[17]    Ebenda.

[18]    Ebenda.

[19]    Aus: R. Steiner, Zur Geschichte und aus den Inhalten der erkenntniskultischen Abteilung der Esoterischen Schule 1904-1914 (Die Tempellegende, S. 365 ff.), Dornach 1987. Hierbei handelt es sich um eine Wiedergabe der ganzen Tempellegende nach einer Originalhandschrift Rudolf Steiners.

[20]    Ebenda.

[21]    Das heißt, manichäischer Mythos und Tempellegende berühren sich hier.

[22]    R. Steiner, op.cit.(15.05.1905), Dornach 1979; s. Anm.12

[23]    R. Steiner, op.cit., Dornach 1976; s. Anm.10

[24]    R. Steiner, op.cit.(S.206/07), Dornach 1987; s. Anm.18

[25]    Ebenda. – In der Tempellegende nach Martin Erler ist zu lesen (es geht um Kain): „Aber nicht Adam war sein Vater, dieser war vielmehr der Lichtengel Iblis-Luzifer, den die Schönheit Evas entflammt hatte, und sie hatte sich ihm nicht zu entziehen vermocht. Die Seele Kains war somit ein Funke der Seele Luzifers und aus diesem Grunde unendlich höher als die Seele Abels.“ (Zitat aus: Karl R.H. Frick, Die Erleuchteten II/1, Graz 1975) Und der ehemalige Schüler und spätere Plagiator Steiners Max Heindel schreibt über die Freimaurerlegende: „Sie stellt fest, daß EVA von Jehova erschaffen wurde, daß sich der Luzifergeist SAMAEL mit ihr vereinte, dann aber von Jehova verdrängt und gezwungen wurde, sie vor der Geburt ihres Sohnes Kain zu verlassen.“ Aus: M. Heindel, Freimaurerei und Katholizismus, Darmstadt 1965.

[26]    Vgl. dazu insbesondere: R. Steiner, Der Orient im Lichte des Okzidents – Die Kinder des Luzifer und die Brüder Christi (Zyklus von 9 Vorträgen, August 1909), Dornach 1982

[27]    Vgl. R. Steiner, Zur Geschichte und aus den Inhalten der ersten Abteilung der Esoterischen Schule 1904-1914 (S.227ff.), Dornach 1984

[28]    Ebenda. Schreibweise angepaßt: Manes = Mani.

[29]    „Parzival“ bezeichnet hier allerdings zugleich einen bestimmten Schulungsgrad, den jeder Schüler Titurels zu meistern hatte.

[30]    Aus: R. Steiner, Aus den Inhalten der esoterischen Stunden – I (1904-1909) (S.502ff.), Dornach 1995

[31]    Vgl. Walter J. Stein, Weltgeschichte im Lichte des Heiligen Gral – das neunte Jahrhundert, Stuttgart 1977. Stein spricht da von dem, was „… als ein wunderbarer Edelstein in Luzifers Krone geleuchtet habe. Michael schlug diesen Stein aus Luzifers Krone, da kam er zu den Menschen, formte sich zum Gefäß, wurde das Gefäß, das aufzunehmen bestimmt war das Blut Christi. Es wurde die heilige Schale, welche die Sonnenhostie in sich faßt.“ (S.103) Die Überlieferung bezieht sich auf Wilhelm Embriacus, der eine „… smaragdene Schale, die man als Gral verehrte“, erwarb, wie Sopranis im Jahre 1101 schreibt, indem er sich hinsichtlich des Smaragds auf Herodot beruft (2. Buch, Kap.44).

[32]    Aus. R. Steiner, op.cit. (23.08.1909), Dornach 1982; s. Anm.26.

Hinterlasse einen Kommentar

Dein Kommentar: