Klaus Johannes Bracker
„Ich, Jahve, dein Gott, bin ein eifernder Gott, der die Schuld der Väter ahndet an den Kindern, Enkeln und Urenkeln derer, die mich hassen.“ (Ex 20,5) [i] – „Ich bin Jahve, und sonst keiner; außer mir gibt es keinen Gott. Ich gürte dich, obwohl du mich nicht kennst, damit man wisse vom Aufgang der Sonne bis zu ihrem Untergang, daß neben mir kein anderer ist. Ich bin Jahve und sonst keiner, der Licht bildet und Finsternis schafft, der Heil wirkt und Unheil schafft; ich bin Jahve, der alles dies wirkt.“ (Jes 45,5-7)
In der mediterranen Welt der Spätantike, in der die Spekulationen orphischer, pythagoreischer und platonisierender Theologen unablässig um das Problem des Gefallenseins des Menschen in ein diesseitiges Leben in der Hyle, der Materie kreisten und in der das geistige, lichte Jenseits das Ziel spiritueller, pneumatischer Sehnsucht war, stießen solche tatsächlich einigermaßen dunklen Worte des alttestamentlichen Jahve, des Gottes der Genesis und des Volkes Israel nicht selten auf starke Ablehnung. Der Gott der Juden erwies sich nämlich als so sehr der irdischen Schöpfung zugewandt, daß dies dem starken Drängen auf Transzendenz bei jenen hellenistischen, vielfach von iranischen, babylonischen oder ägyptischen Kulten berührten Esoterikern im tiefsten Sinne zuwiderlaufen mußte. Es versteht sich allerdings von selbst, daß von der Tendenz der Ablehnung Jahves die Esoteriker der sich ebenfalls von dieser Zeit an entwickelnden Kabbala, als der genuin jüdischen Mystik und Gnosis des Gottesnamens JHVH, von vornherein auszunehmen sind.[ii]
Eine anfängliche und bisweilen nur flüchtige Kenntnis der zur damaligen Zeit noch jungen neutestamentlichen Überlieferung, insbesondere gewisser paulinischer und johanneischer Texte, begünstigte im Umfeld der nichtjüdischen Esoteriker die Auffassung, daß Altes und Neues Testament einen gewissen Dualismus, ja sogar einen unversöhnlichen Gegensatz bedeuteten, in dem es Stellung zu beziehen galt. Zwei Beispiele mögen dies belegen. – Der heilige Paulus ermahnt die Galater, er spricht von der Spannung zwischen mosaischem Gesetz und christlicher Gnade und sagt: „Ich beseitige nicht die Gnade Gottes! Denn wenn durch das Gesetz Gerechtigkeit kommt, dann ist Christus umsonst gestorben.“ (Gal 2,21) Wenn die Befolgung der durch Moses vermittelten Gebote Jahves allein schon das Heil bringen könnte, wäre die Sendung des Christus in die Welt nicht erforderlich gewesen. Abzuwägen ist, ob es Paulus damit um die Ergänzung und Vollendung des Alten Bundes durch den Neuen zu tun ist (das orthodoxe Verständnis) oder um die Charakterisierung einer Feindschaft zwischen Gesetz und Gnade (das gnostische Verständnis). – Im Johannesevangelium wiederum findet sich die Schilderung, wie Christus eine Auseinandersetzung mit einer Gruppe von Juden führt, die sich seiner Verkündigung des nahenden Gottesreiches bereits glaubend zugewendet haben und die beteuern, daß Gott ihr Vater sei. Christus aber weist sie daraufhin scharf zurecht. „Wenn Gott euer Vater wäre, würdet ihr mich lieben. Denn ich bin von Gott ausgegangen und gekommen. Denn ich bin nicht von mir aus gekommen, sondern jener hat mich gesandt. Warum versteht ihr meine Sprache nicht? Weil ihr mein Wort nicht hören könnt. Ihr habt den Teufel zum Vater und wollt die Gelüste eures Vaters tun. Jener war ein Menschenmörder von Anfang an und hatte in der Wahrheit keinen Stand, weil Wahrheit in ihm nicht ist.“ (Joh 8,42-44) Dies konnten und wollten gnostisch Suchende nicht im Sinne einer Maßregelung der Juden wegen eines Abgefallenseins von Jahve, ihrem Gott, verstehen, sondern so, als meine Christus keinen anderen als den väterlichen Gott des Alten Testaments, eben Jahve, wenn er „Teufel“ sagt (gr.: diabolos). Allerdings entgehen einem solchen Verständnis der Bibel, das sei dabei angemerkt, die zahlreichen Verweise, in denen Christus selbst sich positiv auf den Gott des Alten Testaments bezieht. Unter ihnen sind, in der hier interessierenden Frage nach dem Verhältnis des Christus Jesus zu Jahve, dem Gott der Väter, jene Erwiderungen von größter Bedeutung, mit denen Christus den Versucher in der Wüste zurückweist. Denn als es um Steine und Brot, um den Sturz von der Zinne und um eine Huldigung Satans geht, beruft Christus sich jedesmal, und zwar in Zitaten aus Deuteronomium, dem 5. Buch Mose, klar auf den alttestamentlichen Gott und bekundet so zugleich seine Treue zu ihm. Der Selbstaussage des Christus Jesus zufolge ist die Unterscheidung zwischen Gott und Teufel, wie er sie trifft, ganz unmißverständlich.
Spätantiker Hellenismus
Den hellenistischen Esoterikern und Gnostikern hingegen fiel sie nicht leicht. Vor allem der Schritt von einer Gnosis, die in die verschiedenen Mysterienkulte um die Zeit des Ereignisses von Golgatha noch selbstverständlich integriert war, zu den eigenständigen Systemen des spätantiken Gnostizismus[iii] brachte eine immer stärkere Geringschätzung, ja Verachtung Jahves als des „bösen Gottes des Alten Testaments“ mit sich. Dies ließe sich ideengeschichtlich an Gnostikern wie Simon Magus, Markion, Karpokrates, Basilides und Valentinus, sowie an den Systemen der Ophiten und der Barbelognosis nachvollziehen. Sie alle bildeten Varianten des gnostizistischen Erlösermythos aus, die sie, als ein aus heutiger Sicht offenkundig häretisches Gedankengut, in die Welt des Neuen Testaments einzuführen trachteten, oftmals unter dem Anspruch auf besondere, geheime apostolische Überlieferungen.[iv] Viele Elemente dieses Mythos des Gnostizismus finden sich in dessen wohl bedeutsamster Ausprägung, dem Manichäismus, ebenfalls wieder.[v] – Das hier angedeutete gnostische Verständnis davon, wer Jahve wäre, wurde später insbesondere in der Vermittlung durch die mittelalterlichen, neumanichäischen Bogomilen- und Katharerbewegungen in die Neuzeit herein überliefert. Vergleichbaren Vorstellungen begegnen wir dann in der Theosophie der Helena Petrowna Blavatsky und, wenn auch in abgewandelter Form, schließlich an einigen Stellen bei Rudolf Steiner. – Einzelne Beispiele, die einen Querschnitt wiedergeben, seien hier angeführt, wenn auch die Fragen, um die es geht, damit nur gerade berührt werden können. Um einen Überblick auch nur über die wichtigsten, uns zunächst so befremdlich erscheinenden, gnostizistischen Systeme mit ihrer verwirrenden Fülle von Einzelaspekten zu geben, wäre eine umfangreichere Untersuchung zu leisten.
In den meisten der erwähnten gnostischen Traditionen spielt unter verschiedensten Gesichtern, bevor diejenige Gestalt erscheint, die Jahve, dem Gott der Genesis, entspricht, eine hohe weiblich-göttliche Emanation eine herausragende Rolle. Das göttliche Pneuma etwa (der Geist) wird weiblich verstanden, wir begegnen der Barbelo der Barbelognostiker (vielleicht zu lesen als Barbhe Eloha = „In der Vier ist Gott“) und der Charis (der Gnade) als der „Mutter des Alls“, aber auch einer Sophia Achamoth, der gefallenen Weisheit. Valentinus (2. Jh.) zufolge ist der gute Gott unerkennbar, aber aus seiner unsagbaren Tiefe heraus emaniert die Gnade, das Schweigen, der göttliche Mutterschoß der Mutter des Alls, die den Samen aus der unaussprechlichen Quelle empfängt und paarweise die Emanationen männlicher und weiblicher Äonen (ewiger Geistwesen) hervorbringt.[vi] Der Vorstellung von einer gefallenen Weisheit wiederum entspricht auch der Bericht aus der in Nag Hammadi entdeckten Apokalypse des Adam, in der es über eine solche weibliche Emanation, die sich von den übrigen abtrennte, heißt: „Sie kam auf einen hohen Berg und saß dort eine Weile, so daß sie sich selbst begehrte, um mannweiblich zu werden. Sie erfüllte ihr Begehren und wurde von diesem Begehren schwanger.“[vii] Für einige Gnostiker wird sie so zur „Mutter alles Lebendigen“. Und in der Barbelognosis ist dies die Sophia Prunikos (die Geile), die in dem Akt der Abtrennung vom Vater in einen Abgrund springt und den Proarchon (den Vorherrscher) gebiert, der als die gnostische Entsprechung Jahves zu verstehen ist und jetzt – vermessen und ohne Wissen um den ewigen Vater – die Schöpfung der Welt unternimmt. Sophia flieht ihn, als er sich mit der Selbstgefälligkeit vereinigt und mit ihr seine Kinder, Bosheit, Eifersucht, Neid, Rache und Begierde erzeugt. Von Sophia verlassen, wähnt er sich als den einzigen Gott und spricht: „Ich bin ein eifersüchtiger Gott“ (Ex 20,5) und „außer mir ist niemand“ (Jes 45,5). In der Nag-Hammadi-Schrift Das Wesen der Archonten spricht er, das Geschöpf der Sophia: „‚Ich bin Gott, außer mir gibt es keinen anderen‘. Als es das sagte, sündigte es gegen das All. Eine Stimme kam aber aus der Höhe des Absoluten, welche sagte: ‚Du irrst dich, Samaêl‘. Das ist der blinde Gott.“ Und später spricht er zu seinen Kindern: „‚Ich bin der Gott des Alls.‘ Und Zoe, die Tochter der Pistis Sophia, rief und sprach zu ihm: ‚Du irrst dich, Saklas‘ – seine Übersetzung ist Jaldabaôth.“[viii] – Samaêl und Saklas sind dieser Passage zufolge derselbe wie Jaldabaôth, wie dies auch dem Apokryphon des Johannes zu entnehmen ist, einer weiteren Schrift aus dem Fundus von Nag Hammadi. Zoe wiederum wird in diesem Apokryphon auch als der gute (weibliche) Geist bezeichnet, als die Epinoia des Lichts, die den adamitischen Menschen, als Geschöpfen Jaldabaôths, um der in sie eingefangenen, muttergöttlichen Lichtelemente willen, als Helferin zueilt. Ohne daß Jaldabaôth einen Zugriff auf die Epinoia hätte, wohnt sie dem Adam in dessen Knochengerüst ein, aus welchem dann Eva (aus seiner Rippe) hervorgeht. Da ihr die Epinoia einwohnt, wird Eva nun von Adam die „Mutter aller Lebendigen“ genannt. Und die Epinoia wird durch Eva zur Vermittlerin der Gnosis, der Erkenntnis, indem sie Adam dazu bringt, die Erkenntnis zu „essen“. Die versuchende Schlange der Genesis erscheint hier als eine zur Erlösung beitragende, zur Ordnung des Christus zählende Gestalt. Und so weist der Hergang in seiner Entsprechung zum bekannten Bericht der Genesis darauf hin, daß in den gnostischen Systemen Jaldabaôth mit Jahve, dem Gott der Genesis, gleichzusetzen ist, der gegenüber dem vom urguten, ewigen und transzendenten Vater ausgehenden Christus und den ihm helfenden Äonen (ewigen Geistwesen) zum Inbegriff des Demiurgen wird, des bösen Archonten der Finsternis, der die Seelen in seiner Schöpfung gefangenhält, bis sie – sofern sie Erwählte sind – durch Gnosis Erlösung finden und der Herrschaft Jahve-Jaldabaôths entkommen. In etwa gilt dies übrigens geradeso auch für den Manichäismus, wo Jaldabaôth als der Dämon Saklas auftritt, der gemeinsam mit seiner Paargenossin Nebroel die ersten Menschen, Adam und Eva erzeugt. – Wie sollte Jahve innerhalb der geistigen Welt der Gnosis eine derartig negative Stigmatisierung jemals wieder ablegen können?
Bogumilen und Katharer
Im frühen Mittelalter (7.-10. Jh.) führen gewaltige Bewegungen im Südosten Europas zu der kraftvollen, neumanichäischen Synthese des Bogomilentums. Zentralasiatische, proto-bulgarische Stämme, verwandt mit dem Turkvolk der Uiguren, dringen um das Jahr 670 in die südlich der Donau gelegenen Gebiete des heutigen Bulgarien vor und vermischen sich mit der dort ansässigen altslawischen Bevölkerungsgruppe. Während die Uiguren entlang der Seidenstraße von der Mitte des 8. Jahrhunderts an den Manichäismus zur Staatsreligion erheben, beginnen gegen Ende des 8. Jahrhunderts paulikianische Missionare, das Bulgarenland zu erschließen. Die Paulikianer wiederum sind eine Gemeinschaft – Sekte und Volk zugleich –, die sich in den Gegenden von Armenien im 6. und 7. Jahrhundert, unter dem Einfluß eines Paulus von Samosata, aus Gruppen verdrängter persischer Manichäer herausgebildet hat. In der Lehre dieser Paulikianer wirkt die Theologie des Gnostikers Markion fort, der schon im 2. Jahrhundert das Alte Testament verworfen hatte, da er – vor allem durch die Römer- und Galaterbriefe des Paulus angeregt – zu einem intensiven Erlebnis der Spannung zwischen mosaischer Gesetzesstrenge und neutestamentlicher Gnade gelangt war. Die Paulikianer vereinigen also paulinisches, markionitisches und manichäisches Denken zu einer Lehre, die sich nun in Südosteuropa in starkem Gegensatz zur byzantinischen Orthodoxie ausbreiten soll. So treten die das Mönchtum verachtenden Paulikianer im Bilderstreit als entschiedene Gegner der byzantinischen Bilderverehrer hervor.[ix] Das paulikianische Erbe tritt im 10. Jahrhundert der Landpriester Bogomil („Gottesfreund“) an, der in der Ausbildung seiner Lehre vor allem das manichäische Element wieder stärker in den Vordergrund stellt und die Nachfolge Christi als Flucht aus der bösen Welt und – das ist neu – als Hinwendung zum mönchischen Lebensideal predigt. Im bogomilischen Mythos ist es Samaêl oder Satanael, der in der Abwendung von dem ganz überweltlichen Vater eine eigene Welt erschafft. Nur die Sonne vermag er nicht zu bilden, sie stiehlt er vom Himmelsvater. Doch ist er auch der Demiurg, der aus Lehm den Menschen erschafft, welcher ihm dienen soll. Engel des dritten Himmels ergreifen vom männlichen Körper, Engel des zweiten Himmels vom weiblichen Besitz.[x] In der Funktion Jahves ist hier also ebenfalls Satanael (Satan) der „böse Gott des Alten Testaments“. Das Kreuz ist zu verabscheuen, denn an einem Kreuz wurde Christus gefoltert und zu Tode gebracht. Später, im Verlaufe des 11. Jahrhunderts, kommt es unter den Bogomilen zu einer Spaltung, indem die „Kirche von Dragovitsa“ einen absoluten Dualismus verkündet, der in Satan einen ewigen Gott sieht, während die ursprünglichen Bogomilen, die sich auch die „Bulgaren“ nennen, dem älteren, gemäßigten Dualismus treu bleiben, demzufolge es sich bei Satan, dem Demiurgen, um einen gefallenen Sohn Gottes handelt. – Im 14. Jahrhundert aber verlieren die Bogomilen zusehends an Bedeutung, und unter der ottomanischen Besetzung Bulgariens und Bosniens treten die meisten verbliebenen Bogomilen zum Islam über.[xi]
Noch während des 12. Jahrhunderts aber beginnen bogomilische Missionare, westlichere Gegenden zu bewandern und ihre Lehre in Italien, Frankreich und im westlichen Deutschland zu verbreiten. In der Begegnung mit verschiedenen ketzerischen Landbewegungen, die gegen den starken sittlichen Verfall in den Reihen des damaligen Klerus aufbegehren, bildet sich allmählich die vielgesichtige Kirche der Katharer heraus. Seit 1163 kennt man für sie den Ausdruck katharos = rein, und ausgehend von einem Konzil in der Nähe von Toulouse bekehrt die katharische Kirche sich in denselben Jahren zu einem radikalen, weltverachtenden Dualismus, der über die Bogomilen auf den Manichäismus und sonstige gnostische Systeme zurückgeht.[xii] In der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts folgt die große Mehrheit der Bevölkerung Südfrankreichs, mit dem Kerngebiet im Languedoc, dem katharischen Bekenntnis und finden sich Katharer oder Albigenser auch in Italien, Spanien, im nördlichen Frankreich sowie in den deutschen Rheinländern. Die Feindschaft jedoch zwischen katholischer Kirche und Katharismus führt zu den berüchtigten Albigenserkreuzzügen, denen nach Jahrzehnten des Kampfes um 1250 die Katharer durch Schwert und Scheiterhaufen erliegen. Die berühmte Festung Montségur fällt im März 1244. Versprengte Gruppen von „Bonshommes“ finden sich allerdings noch bis ins 14. Jahrhundert hinein. Nicht nur durch die Kunst der Troubadoure, sondern wohl auch ideengeschichtlich hat das geistige Streben der Katharer das späte Mittelalter nachhaltig geprägt. – Nun stimmt in der Frage nach Jahve, dem Gott der Genesis, die katharische Theologie, die die der Bogomilen weiterentwickelte, mit derjenigen der älteren gnostischen Schulen im wesentlichen überein. Satan wird mit Jahve gleichgesetzt. Er ist als der Schöpfer dieser Welt der leibhaftige Gegenspieler der reinen Seele. Er ist der Feind der Menschen und der Feind des ewigen Gottes. – Zwar bestreitet Déodat Roché, der wohl bedeutendste anthroposophische Katharismusforscher, diese Gleichsetzung, trotzdem aber bietet er den Lesern seines Werkes – beispielsweise – Auszüge aus der katharischen Handschrift (von Carcassonne) mit dem Titel Das Geheime Abendmahl, in der diese Gleichsetzung nur zu deutlich bestätigt wird:
„Satan verfolgte das Ziel, einen Menschen zu machen, der ihm diene; er brachte Schlamm herbei und machte den Menschen nach dem Bilde des Urmenschen und nach seinem eigenen Bilde; darauf gebot er einem Engel aus dem zweiten Himmel, in diesen Leib aus Schmutz einzuziehen. Er nahm ein Stück davon, machte daraus einen zweiten Leib von weiblichen Formen und gebot einem Engel aus dem ersten Himmel, in diesen Leib einzuziehen. Die Engel weinten wahrlich, als sie sterbliche und ungleiche Formen an sich sahen. Er gebot ihnen, Fleischeswerk in Schmutzleibern zu tun.“ – Da die Engel aber nicht zu sündigen verstanden, machte Satan aus seinem Speichel die Schlange, die die Eva verführte, es mit ihr trieb und sie schwängerte. – „Deshalb werden ihre Kinder nicht Söhne Gottes genannt, sondern Söhne des Teufels, ihres Vaters bis zum Ende dieser Welt.“ [xiii] Daß bei derartigen theologischen Abgründen von Seiten der Kirche die Auseinandersetzung mit Katharern und Albigensern ernsthaft geführt werden mußte, ist einigermaßen verständlich. Doch die ungerechte kriegerische Form, in der dieser Konflikt nach der Art eines Vernichtungsfeldzuges ausgetragen wurde, kennzeichnet das wohl schwärzeste Kapitel der Kirchengeschichte.
Esoterische Ansätze seit der Neuzeit
Die Frage wurde oft aufgeworfen, inwieweit die gnostischen Strömungen von Einfluß auf die Entwicklung der abendländischen Esoterik gewesen sind. Im Rahmen der vorliegenden Betrachtung sollte der Hinweis genügen, daß z.B. Agrippa von Nettesheim (1486-1535), Theophrastus Paracelsus (1493-1541) und das geschichtlich nachweisbare Rosenkreuzertum, hervorgetreten in Johann Valentin Andreae (1586-1654), eine unzweideutige Schöpfungspositivität verkörpern, deren Lehre von den Entsprechungen zwischen Mikrokosmos und Makrokosmos auf dem Bekenntnis zur christlichen Trinität und damit zugleich zu Jehova (Jahve) beruht. So schließt das erste rosenkreuzerische Manifest, die Fama Fraternitatis, mit den Worten: „Sub umbra alarum tuarum Jehova. (Unter dem Schatten deiner Flügel, Jehova.)“[xiv] – In der Frage, warum die abendländischen Esoteriker der Neuzeit, anders als die frühchristlichen und mittelalterlichen Gnostiker, zu Jahve ein solches bejahendes Verhältnis entwickeln konnten, ist insbesondere die große Wirkung zu berücksichtigen, die die hebräische Kabbala vor allem des spanischen und südfranzösischen Judentums auf die christliche Spiritualität und Theosophie vom späten Mittelalter an zunehmend ausübte. Die zuletzt genannten Quellen, Paracelsus mit seiner Gabalia und zweifellos Agrippa mit seiner Philosophia occulta, zeigen deutliche Spuren der christlichen Rezeption kabbalistischer Esoterik. Auch Johannes Reuchlin (1455-1522) ist hier zu erwähnen, der große Kenner des Hebräischen und christliche Adept der Kabbala. In diesem Sinne einer christlichen Aneignung der Kabbala heißt es schließlich auch bei den Gold- und Rosenkreuzern des 18. Jahrhunderts, in einem Text unter einem mandalaförmigen Meditationssiegel mit der Inschrift Jod – Jehova – Jesus – Spiritus Sanctus – Maria-Sophia aus dem 2. Heft der Geheimen Figuren der Rosenkreuzer, einem Werk, das – neben der hermetischen Symbolik – vornehmlich der Kabbala einen unverkennbar hohen Rang beimißt:
„Herr, von deiner Hand kommt alles Gute, aller Segen und Benedeiung kommt von deiner Hand herab, du hast mit deinen Fingern den Charakter der Natur geschrieben, niemand kann ihn lesen, er sei denn in deiner Schule gewesen.“ Und etwas weiter: „O großer Gott! O Natur! Du Ichts aus Nichts, was soll ich doch mehr sagen; ich bin Nichts in mir, Ichts in dir, und lebe in deinem Ichts aus Nichts, lebe du doch in mir, und bringe mich aus dem Ichts in dir, Amen.“[xv] – Das kabbalistisch zu lesende Jod der Meditationstafel entspricht dabei der Einheit des dreieinigen Gottes, während Jehova, Jesus und Spiritus Sanctum die drei in ihm wesenden göttlichen Personen bezeichnen.
Demgegenüber mußte die Theosophie des 19. Jahrhunderts, maßgeblich geprägt von den Arbeiten der Helena Petrowna Blavatsky, aus christlicher Sicht als schwerwiegender Rückschritt erscheinen, läßt sie doch die bekannten Muster des gnostischen Verhältnisses zu Jehova (Jahve), dem Gott der Genesis, in aller Form wieder aufleben. Durch die astrologischen Aspekte ihrer Theosophie geleitet, erscheint Jehova bei ihr insbesondere als (inferiorer) Mondgott. Nach den obigen Ausführungen mögen hier einige Textbeispiele genügen: „Aber die Juden, abgesehen davon, daß sie Jehova unmittelbar mit dem Monde als einem Gott der Zeugung in Verbindung brachten, zogen es vor, die höheren Hierarchien zu ignorieren, und haben aus einigen (der) Tierkreisbilder und planetarischen Götter ihre Patriarchen gemacht und so die rein theosophische Idee euhemerisiert und zur Niederung der sündigen Menschheit herabgezogen.“[xvi] Oder sie spricht von den schönen Planetenengeln, die durch ihre Selbstbewunderung in satanischen Stolz verfallen und als Siebenheit zu Samaêl, dem Fürsten der Dämonen, bzw. zu Schemal, dem sabäischen Typus des Samaêl, zusammengefaßt werden. Dann heißt es bei H.P. Blavatsky weiter: „In der esoterischen Theogonie repräsentieren Schemal und Samaêl eine besondere Gottheit. Bei den Kabbalisten sind sie der ‚Geist der Erde‘, der persönliche Gott, welcher dieselbe beherrscht, und daher tatsächlich wesensgleich mit Jehova.“[xvii] Wie in dem Abschnitt über die Bogomilen bereits deutlich wurde, ist in dieser Gedankenwelt zudem auch die Identifikation Samaêls mit Satanael ein stehender Topos. Die Stellen aus den Schriften der H.P. Blavatsky ließen sich beliebig vermehren, dies sei aber anderen Untersuchungen überlassen.
Jahve in der Anthroposophie
Gnosis heißt Erkenntnis, und die spezifisch gnostische Art von Erkenntnis meint zuerst Selbsterkenntnis (wer war ich, was bin ich geworden, wohin bin ich geraten? usw.). Rudolf Steiner, der die Anthroposophie als einen Erkenntnisweg beschreibt, der das Geistige im Menschen zum Geistigen im Weltall führen möchte, sieht sehr wohl und in großer Klarheit die Begrenztheit, der die überlieferte gnostische Erkenntnis gerade da unterliegt, wo es sich um das christliche Mysterium handelt. Er spricht darüber in Anknüpfung an die Lehren des Valentinus, denen wir bereits begegneten, und führt aus: „… und wenn wir bei den Gnostikern anfragen: Haben sie verstanden, was damals in der geschichtlichen Entwickelung der Menschheit geschehen ist? – dann können auch wir auf dem Boden der Anthroposophie uns von den Gnostikern die Antwort nicht geben lassen, denn sie würde uns niemals befriedigen können; sie würde kein Licht bringen können in das, was sich heute der hellseherischen Seele ergibt.“[xviii] Wenn Steiner an anderer Stelle aber (1905 – ein frühes Datum in der Entwicklung der Anthroposophie) davon spricht, daß es in allerältesten Vorzeiten die Intention der Mondengottheit Jahve gewesen sei, die Erde mit schönen, aber vollständig erstarrten Menschenleibern auszustatten, Statuen gleich, Denkmälern seiner eigenen Entwicklung, jedoch ohne Innerlichkeit und Vernunft; und daß diesem „Jahveprinzip“ gegenüber das „Luziferprinzip“ in der Welt einen Ausgleich bewirken solle und dazu da sei, die Erdenmenschheit aus der Tendenz zur Erstarrung zu befreien und sie zur Geistigkeit heraufzuführen, – dann klingt darin deutlich die Art und Weise an, wie H.P. Blavatsky gnostisches Denken aufgegriffen hatte.[xix] Einige Jahre später faßt Steiner dieselbe Problematik, in die nun noch stärker die Frage nach Christus einbezogen wird, wesentlich differenzierter, wenn er über die Behandlung, die Blavatsky dem Jahvebegriff zuteil werden läßt, sagt: „Wir brauchen uns nicht daran zu stoßen, daß sie den Dingen nicht gerecht wird, weil sie eine gewisse Antipathie gegen Christus und Jahve hat; aber das Wahre dringt doch durch, und die Charakteristik des Jahve als einer Mondgottheit und die Darstellung, daß Luzifer sein Gegner ist, bei H.P. Blavatsky, das erweist sich als etwas wie … der gebrochene Ausdruck eines Wahren. Und die Darstellung, die da bei Blavatsky gegeben ist aus der Inspiration, sie erhält nur bei ihr eine subjektive Färbung, weil sie die Empfindung hatte, daß Luzifer eigentlich eine gute Gottheit ist. Sie empfand ihn als eine gute Gottheit. Sie zog ihn in gewisser Beziehung dem Mondgott vor, weil Luzifer für sie ein Sonnengott war.“[xx]
Warum heißt Jahve ein Mondgott? – Im Sinne Steiners liefert die Einsicht, welchen Ort Jahve als geistige Wesenheit innerhalb der neun Chöre der himmlischen Hierarchien einnimmt, den entscheidenden Baustein zu seiner Erkenntnis. Er schildert Jahve als ursprünglich zu den sieben führenden Geistern der Sonne gehörig, einer Gruppe von Wesenheiten, die die hebräische Überlieferung die Elohim nennt und die in der Lehre des Dionysius Areopagita als Wesen der mittleren hierarchischen Trias den Namen Exousiai (Gewalten) führen. Steiner beschreibt sie auch als „Geister der Form“, da sie in seiner Schau maßgeblich bei der Formgebung etwa des (kristallinischen) Mineralreiches mitwirken sowie bei der Schaffung dessen, was man als die Ich-Förmigkeit des Menschen bezeichnen kann. – In der Frühzeit der Erdenentwicklung drohten dem Planeten kosmisch zwei ernste Gefahren: Einmal eine zu große Beschleunigung, Verfeinerung und Auflösung aller Lebensvorgänge, die sich auf ihm abspielten, die Gefahr gleichsam, in zu großer Hitze zu verbrennen. Diese Gefahr wurde dadurch abgewendet, daß sich die Sonnenwesenheiten, unter ihnen die zur geistigen Sonne gehörigen Exousiai oder Elohim, mit der Sonne von der Erde entfernten. Das führte zu einer Verlangsamung des Lebens auf der frühen Erde. Die zweite Gefahr bestand aber darin, daß diese Retardierung nun zu stark würde und zur Vergröberung und Erstarrung allen Lebens führen müßte. Um dies zu vermeiden, zog sich das zuerst noch mit der Erde verbundene Mondenhafte aus dem Planetenkörper zurück und nahm gleichsam die Tendenzen der Erstarrung mit sich. So kam es für die Erde selbst zu einer Art Gleichgewichtszustand. Seitdem erscheinen der Menschheit Sonne und Mond als von der Erde getrennte Himmelskörper.[xxi] Jahve aber, einer der sieben Elohim, hatte sich nicht mit den sechs übrigen Geistern der Sonne entfernt, sondern war wie das Mondenhafte zunächst im Bereich der Erde verblieben. Nun wäre es jedoch zu jener Vergröberung und Erstarrung gekommen. Steiner sagt, im Jahre 1908, dichter und dichter hätte alles werden müssen, und die Menschen wären zu Mumien erstarrt:
„Mumifiziert wären die Menschen geworden, und Sie hätten sehr bald einen Planeten gehabt, auf dem so etwas wie nicht gerade schöne, aber menschenähnliche Mumien, wie Statuen, sich angesammelt hätten. Mumifiziert wäre die Erde geworden.“ Und: „Gerade durch die Regierung des kosmischen Geistes Jahve wurde nun aus dieser Gesamtmasse Erde plus Mond dasjenige abgesondert, herausgeholt, was Sie jetzt als Mond … am Himmel sehen.“ Jahve also hatte sich mit dem Mond von der Erde „zum Heil der Menschen abgesondert.“[xxii] Hier ist vor allem zu beachten, welche Wendung im Hinblick auf Jahve sich bei Rudolf Steiner vollzogen haben muß, da Jahve ursprünglich der war, der erstarrte Statuen auf der Erde hatte haben wollen (s.o.), und da er jetzt der ist, der die Menschheit vor diesem Dasein als Mumien bewahrt. Jahve bleibt zwar eine an den Mond gebundene Elohimwesenheit (Mondgott), aber er wirkt nun zum Heil der Menschheit. – Im Rahmen dieser Betrachtung ist die volle Würdigung der Darstellungen Jahves, die Rudolf Steiner gibt, nicht zu leisten. Etliches muß ausgelassen werden. Denn es geht vielmehr darum, eine Linie anzudeuten, der entlang im Zuge der Entfaltung der Anthroposophie die Bedeutung des Gottes der Genesis stets entschiedener hervortritt und sich das Jahveverständnis von einem gnostischen oder gnostizistischen stets weiter entfernt.
Die Gnostiker hatten zwischen dem ewigen, göttlichen Vater und Jahve-Jaldabaôth streng unterschieden. Und die Charakterisierung Jahves als eines Wesens der mittleren himmlischen Hierarchie, durch Steiner, läßt ihn, im Sinne der Lehre von der heiligen Trinität, immer noch in großer Distanz zum ewigen Vatergott erscheinen. Doch auch diese Distanz sollte sich weiter verringern. – Im Jahre 1922 spricht Rudolf Steiner in Dornach über das Geheimnis der Trinität und kommt in seiner Betrachtung an den Punkt, wo ein Aspirant der althebräischen Initiation das Erlebnis hat, sich sagen zu können: Der Vater lebt in mir. Die Erklärung aber für dieses Erlebnis würde der althebräische Initiierte, Steiner zufolge, in dieser Weise ausdrücken:
„Die allgemeine Menschheit hat das als ihr Eigentümliches, daß der Vater sie zwar erhält und trägt, daß aber der Vater nicht in das Bewußtsein einzieht und nicht das Bewußtsein zum Ich entfacht. Der Vater gibt dem gewöhnlichen Menschen lediglich den Geist des Atems; er haucht ihm den Atem ein, und der ist die lebendige Seele. Aber es empfand der Initiierte, daß zu dem, was da als lebendige Seele eingehaucht wurde, ein besonderes Geistiges, das lebendige Vaterprinzip des Kosmos, in dem Menschen einzog. Und dann, wenn in diesem alten Initiierten der hebräischen Welt dieses göttliche Vaterprinzip eingezogen war und der Mensch dessen bewußt geworden war, dann sprach dieser Mensch mit vollem Rechte aus, was bei ihm ‚Ich‘ bedeutete: Ich bin der Ich bin.“[xxiii] – In der Genesis führt nun derjenige, der dem Menschen den Lebenshauch (neschamah hachajim) einbläst, den Namen Jahve-Elohim (Gen 2,7), und das Wort von dem Ich-Bin, mit dem Gott, der biblischen Überlieferung zufolge, sich dem Mose im brennenden Dornbusch selbst zu erkennen gibt, wird von Gott (Elohim) selbst ausgesagt, als Mose ihn nach seinem Namen fragt:
„Da sprach Mose zu Gott: ‚Wenn ich zu den Israeliten komme und ihnen sage: Der Gott eurer Väter hat mich zu euch gesandt; und sie mich dann fragen: Wie lautet sein Name?; was soll ich ihnen antworten?‘ da sprach Gott zu Mose: ‚Ich bin der ich-bin! (ehiyeh ascher ehiyeh)‘ Und er fuhr fort: ‚So sollst du zu den Israeliten sprechen: Der Ich-bin hat mich zu euch gesandt.‘ Und weiter sagte Gott zu Mose: ‚So sollst du zu den Israeliten sprechen: Jahve, der Gott eurer Väter, der Gott Abrahams, der Gott Isaaks und der Gott Jakobs, hat mich zu euch gesandt. Dies ist mein Name für alle übrige Zeit und dies meine Benennung von Geschlecht zu Geschlecht.‘“ (Ex 3,13-15) – Das Vatererlebnis, auf das Rudolf Steiner in Hinblick auf das Ich-Geheimnis hinweist, steht also in einem tief inneren Bezug zu Jahve, Elohim, dem Gott des Mose. Die Frage nach dieser Beziehung, die schwerwiegende Frage also, wie Jahve als einer der Elohim oder Exousiai, die Steiner schildert, mit dem ewigen Vater, der ersten Person der trinitarischen Gottheit in Verbindung steht, bedarf somit der vertieften Meditation.[xxiv] Allerdings bleibt festzuhalten, daß Steiner ein bloßes Bestehen-Wollen und Beharren auf dem Jahveprinzip oder Vaterprinzip, ohne weiterführende Ausrichtung auf das Christusprinzip und das Geistprinzip, immer als eine die Menschheitsentwicklung behindernde Einseitigkeit angesehen und kritisiert hat.
Wir meinen aber, daß in diesem Sinne und entsprechend der oben bereits angedeuteten trinitarischen Grundstruktur der rosenkreuzerischen Esoterik auch Jahve, der Gott der Genesis, mit angesprochen ist, wenn es in den Worten Rudolf Steiners, anläßlich der für die Entwicklung der anthroposophischen Bewegung bedeutsamen „Geistigen Grundsteinlegung des zweiten Goetheanum“, während der Weihnachtstagung 1923/24 heißt: „Denn es waltet der Vater-Geist der Höhen – In den Tiefen Sein-erzeugend: – Ihr Kräfte-Geister, – Lasset aus den Höhen erklingen, – Was in den Tiefen das Echo findet; – Dieses spricht: – Aus dem Göttlichen weset die Menschheit. – Das hören die Geister in Ost, West, Nord, Süd: – Menschen mögen es hören.“[xxv]
Klaus J. Bracker
© NOVALIS 1998
erschienen in „Novalis“ – 7/8.1998
Anmerkungen
[i] Im Schöpfungsbericht hören wir von Jahve, den Elohim und Jahve-Elohim. Die Bibelwissenschaft unterscheidet in diesem Zusammenhang für das Alte Testament drei Überlieferungsstränge: die jahvistische und die elohistische Überlieferung sowie die sog. priesterschriftliche Überlieferung. Die jahvistische wird dabei im allgemeinen für die älteste Überlieferung gehalten; vgl. Die Bibel – Deutsche Ausgabe mit den Erläuterungen der Jerusalemer Bibel, Freiburg i.Br. 1983. Dieser Ausgabe sind auch die meisten verwendeten Bibelzitate entnommen.
[ii] Zu den kabbalistischen Entsprechungen der zehn wichtigsten hebräischen Gottesnamen (Ehiyeh, JHVH, Elohim, El, Elohim Gibor, Eloha, JHVH-Zebaoth, Elohim-Zebaoth, Schaddai und Adonai) mit den zehn Sephiroth vgl. die tiefgründige Untersuchung Die Verkündigung auf dem Sinai von Valentin Tomberg, in: Lazarus, komm heraus, Basel 1985.
[iii] Zu der Differenzierung nach Gnosis und Gnostizismus vgl. Mircea Eliade, Geschichte der religiösen Ideen, Freiburg i.Br. 1994, Bd. 2, Kap. 227, 228; sowie Gerhard Wehr, Gnosis und Gnostizismus – Wege geistig-religiöser Erkenntnis einst und heute, Freiburg i.Br. 1977.
[iv] Vgl. auch hierzu den dogmatisch unverdächtigen M. Eliade, ebenda.
[v] Vgl. Klaus J. Bracker, Manichäismus und Anthroposophie, in NOVALIS 6/1998. Darin ist in kurzer Form der manichäische Mythos wiedergegeben.
[vi] Vgl. Elaine Pagels, Versuchung durch Erkenntnis, Frankfurt a.M. 1987, Kap. ‚Gott der Vater – Gott die Mutter‘.
[vii] Apokalypse des Adam, 81,2-9, nach Werner Foerster (Hg.), Die Gnosis – II, Zürich 1995.
[viii] Das Wesen der Archonten, 94 u. 95, nach W. Foerster (Hg.), op.cit.
[ix] Vgl. Rudolf Kutzli, Die Bogumilen – Geschichte, Kunst, Kultur, Stuttgart 1977.
[x] Vgl. Katja Papasov, Christen oder Ketzer – die Bogomilen, Stuttgart 1983.
[xi] Vgl. M. Eliade, op.cit., Bd. 3/1 Kap. 293.
[xii] Zu den Katharern vgl. außer M. Eliade: Arno Borst, Die Katharer, Freiburg i.Br. 1991.
[xiii] Déodat Roché, Die Katharerbewegung, Stuttgart 1992, S.260.
[xiv] Jehova = Jahve; vgl. G. Wehr, Die Bruderschaft der Rosenkreuzer – Esoterische Texte, Köln 1987.
[xv] Geheime Figuren der Rosenkreuzer – Zweites Heft, Altona 1785, S.49. Jod ist in diesem Mandala als der 10. Buchstabe des hebräischen Alphabets dargestellt, und „Herr“ steht hier, wie das hebräische Adonai, für Gott und faßt im christlichen Verständnis die Trinität zusammen, auch wenn das „Ichts“ in der Buchstabensymbolik des I.Ch. (= Jesus Christus) und in seinem Anklang an Gal 2,20 in besonderem Bezug zu deren zweiter Person zu verstehen ist.
[xvi] H.P. Blavatsky, Die Geheimlehre, Hannover, o.J., Bd.I, S.420.
[xvii] Ebenda, S.449.
[xviii] Rudolf Steiner, Christus und die geistige Welt – Von der Suche nach dem heiligen Gral, Dornach 1977, Vortrag 28.12.1913.
[xix] Vgl. ders., Grundelemente der Esoterik, Dornach 1976, Vortrag 25.10.1905.
[xx] Ders., Die geistigen Wesenheiten in den Himmelskörpern und Naturreichen, Dornach 1984, Vortrag 14.04.1912. – H.P. Blavatsky behauptet, es sei erwiesen, „daß Satan, oder der rote feurige Drache, der ‚Herr des Phosphorus‘ … und Luzifer, oder der ‚Lichtträger‘, in uns ist: er ist unser Gemüt, unser Versucher und Erlöser, unser intelligenter Befreier und Retter aus der reinen Tierheit. Ohne dieses Prinzip – der Emanation aus der eigentlichen Wesenheit des rein göttlichen Prinzips Mahat (Intelligenz), welche unmittelbar aus dem Göttlichen Gemüte ausstrahlt – würden wir sicherlich nicht besser sein als Tiere.“ – Die Geheimlehre, Bd.II, S.540.
[xxi] Vgl. R. Steiner, Die Geheimwissenschaft im Umriß, Dornach 1989, Kap. ‚Die Weltentwicklung und der Mensch‘.
[xxii] Ders., Die Apokalypse des Johannes, Dornach 1985, Vortrag 23.06.1908.
[xxiii] Ders., Das Geheimnis der Trinität – Der Mensch und sein Verhältnis zur Geistwelt im Wandel der Zeiten, Dornach 1980, Vortrag 30.07.1922.
[xxiv] Vgl. hierzu den Aufsatz von Michael Frensch, Kosmologische Aspekte des Tetragrammaton, in NOVALIS – 2/3 1994; darin wird das kabbalistische Konzept der vierstufigen Vertikalen des Gottesnamens Jod-He-Waw-He (Jahve) als der Uridee, die der vierstufigen Struktur der geistigen Welt zugrunde liegt, vorgestellt.
[xxv] R. Steiner, in: Wahrspruchworte, Dornach 1978, ‚Die geistige Grundsteinlegung des zweiten Goetheanum‘; darin werden wie der „Vater-Geist“ auch der „Christus-Wille“ und des „Geistes Weltgedanken“ (also die christliche Trinität insgesamt) angesprochen.
Kategorien: